Aufbereitungstechnische Hauptexkursion 2018
Die Hauptexkursion des Lehrstuhls für Aufbereitung und Veredlung im Oktober 2018 stand im Zeichen der Buntmetalle und Eisenerze. Zwölf Studenten und zwei Betreuer des Lehrstuhles starteten ihre Autorundreise durch den Norden Schweden und Finnlands im schwedischen Luleå. Unterstützt wurden wir während der Reise von Dr. mont. Kari Niiranen, Doktoratsabsolvent der Montanuniversität und Leiter der der Abteilung Prozessmineralogie bei LKAB (Luossavaara-Kiirunavaara AB), der dank seines persönlichen Netzwerkes, seiner Orts- und Sprachkenntnisse sowie seinem aufbereitungstechnischen Fachwissen, die Exkursion erst ermöglichte. An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an dich lieber Kari! Die erste von insgesamt acht Stationen bei der Boliden Mineral AB fand in der Boliden Area statt, wo sich neben einem aktiven Abbau auch eine Aufbereitungsanlage für Buntmetallerze mehrerer, nahe gelegener Bergbaubetriebe befindet. Die angelieferten Roherze werden separat der Aufbereitungsanlage zugeführt, wobei am Ende diverser Zerkleinerungs- und Flotationsstufen, Kupfer-, Blei- und Zinkkonzentrate entstehen. Weiters wird Gold und Tellur aufbereitet. Während der Besichtigung der Aufbereitungsanlage wurden uns zum ersten Mal die Dimensionen der Aggregate bewusst, die wir hier und im weiteren Verlauf, im Bereich der Erzaufbereitung zu Gesicht bekommen würden. Gleichzeitig wurden wir in die schöne Tradition der „Fika“, einer gemütlichen, schwedischen Kaffeetrinktradition, eingeführt. Sie sollte uns die nächsten eineinhalb Wochen ständig begleiten und sowohl Kraft spenden, als auch Gelegenheiten liefern, die lokalen Aufbereiter gründlich einer Befragung zu unterziehen (Prof. Flachberger wäre stolz auf uns gewesen!).
Der zweite Anlagenbesuch führte uns zu Mandalay Resources, einem Goldbergbau in Björkdal. Nach geologischen und aufbereitungstechnischen Vorträgen, durften wir die gesamte Anlage besichtigen. Das Außergewöhnliche dieser Goldaufbereitung waren die unterschiedlichen Dichtesortierungsschritte, die zu mehreren Konzentraten mit einem Goldgehalt von bis zu 50% führen. Neben Primär- und Sekundärspiralen werden Herde und Knelson-Scheider eingesetzt. Die Flotationsanlage behandelt lediglich die Berge der Dichtetrennungen. Diesem beeindruckenden Betrieb in Björkdal folgte am Nachmittag eine Besichtigung des Schmelzwerkes der Boliden Mineral AB an der Ostseeküste in Rönnskar. Hier werden die Konzentrate einiger Aufbereitungsanlagen von Boliden und große Mengen an Elektronikschrott eingeschmolzen und hochreine Metallprodukte erzeugt.
Da am darauffolgenden Tag die Universität in Luleå am Programm stand, wurde auch in der Nähe derselben übernachtet. An diesem Abend wurde auf den Geburtstag eines Teilnehmers angestoßen. Eine hartnäckige (auch hartnackige) Person wagte sogar den Sprung in einen nahegelegenen See. Bei einer Außentemperatur von minus zehn Grad Celsius wirkten aber die geschätzten acht Grad des Wassers womöglich wie eine warme Thermenquelle.
Ohne sich von den Strapazen des Vorabends sich etwas anmerken zu lassen waren alle Teilnehmer am nächsten Tag fit und bereit, einen interessanten und wissensreichen Tag mit den schwedischen Aufbereiterkollegen zu erleben. An der Universität wurde mit Vorträgen über aktuelle Forschungsarbeiten vom Leiter des Lehrstuhls Mineral Processing Professor Jan Rosenkranz und von den anwesenden Dissertanten gestartet. Nach einem kurzen Ausflug in ein digitales High-Tech-Labor, in dem geologische Kartierungen und Lagerstätten dreidimensional dargestellt werden können, wurden uns Apparate in allen Labor- und Technikumsräumen vorgestellt und erläutert. Die Ausstattung überraschte mit einem Wirbelstromscheider, Outotec-Flotation-Lab, Jones-Scheider, Rasterelektronenmikroskop, Massenspektrometer und einem Röntgendiffraktometer. Rückblickend war der rege Austausch zwischen Leobener Aufbereitern und den Pendants aus Luleå ein voller Erfolg. Der folgende Abend stand ganz im Zeichen von Cola und Apfelsaft, denn am nächsten Morgen wartete vor den dunklen Toren des Kevitsa-Bergbaus die allseits gefürchtete Alkoholkontrolle.
Der fünfte Tag unserer Rundreise führte uns nach einem kurzen Halt im Weihnachts-manndorf zum angesprochenen Kevitsa-Bergbau, der auch von Boliden AB betrieben wird. Die erwähnte Atemüberprüfung wurde von jedem Teilnehmer mit Bravour bestanden und somit stand einer Besichtigung der erst sechs Jahre alten Aufbereitungsanlage nichts im Wege. Auch an diesem Tag durften wir alle in Betrieb stehenden Apparate zur Anreicherung von Nickel, Kupfer, Gold, Platin und Palladium inspizieren und bewundern. Nach diesem Besuch fuhren wir in den finnischen Skiort Levi und bezogen eine Hütte, in der wir die nächsten vier Nächte hausten.
Am Freitag ging es für uns zum Eisenerzbergbau der Kaunis Iron AB, dessen wirtschaftliche Situation schon bei der Rückreise hohes Diskussionspotential hervorrief. Der Grund dafür war die Frage der Abbauwürdigkeit eines Roherzes mit einem durchschnittlichen Eisengehalt von 25% und der Wirtschaftlichkeit der zukünftigen Bergbautätigkeiten mit und ohne Bewilligung einer Flotationsanlage, um eine explorierte Lagerstätte aufbereiten zu können. Zuerst brachte uns der zuständige Geologe – ein junger, motivierter Deutscher – die geologische Situation näher und zeigte uns von einer Aussichtsplattform den gesamten Bergbau. Anschließend führte uns der Betriebsleiter durch die Aufbereitungsanlage. Wir konnten sogar eine uns noch unbekannte Bauweise einer Rührwerksmühle, die mit einer Art von Cylpeps befüllt wird, begutachten. Die Besichtigung des Eisenerzbergbaus der Kaunis Iron AB war der letzte Ausflug vor dem Wochenende.
Die anstehenden zwei Tage wurden perfekt genutzt. Am Samstag unternahmen wir eine Wanderung auf eine Hütte am Gipfel eines kleinen Berges, die nur einheimischen Elchen, Rentieren und unserem Kari bekannt ist. Es stellte sich als ein beeindruckendes Erlebnis heraus, bei dem auch so manche Schnappschüsse gelungen sind. Am Abend wurde eine kleine Gruppe nach Levi entsandt, um die frohe Botschaft über die Grundzüge, Verfahren und Anlagen der Leobener Aufbereiter zu verbreiten. Einmal in der „Metropole“ angelangt, wurde vergebens nach bekehrbaren Personen gesucht. Und so entschlossen sich die Auserwählten für einige intensive Sporteinheiten, um ihren Körpern etwas Gutes zu tun. Nach vielen auslaugenden Runden Bowling, Billiard und Dart – natürlich nicht ohne Konsum entsprechender elektrolytischer Getränke.
Sonntags unternahm eine Hälfte der Teilnehmer einen Ausflug auf den Hausberg, wo auch Ski-Weltcuprennen ausgetragen werden. Die andere Hälfte entspannte bei sich abwechselnden Saunaaufgüssen und Badeeinheiten im örtlichen SPA. Am Montagmorgen ging es bei eisigen minus 20 Grad Celsius schon sehr früh los in Richtung des Bergbaus Aitik. Es handelt sich um einen riesigen Tagebau der Boliden AB, bei dem im Jahr 2017 über 39 Millionen Tonnen Kupfererz gewonnen wurden. Der Kupfergehalt in der Aufgabe liegt bei 0,2 bis 0,3 %, wobei sich auch entsprechende Anteile an Gold und Silber im Erz befinden. Knapp 400.000 Tonnen letztjährig erzeugtes Konzentrat mit einem Kupfergehalt von ungefähr 25% wird mit Zügen direkt zum Schmelzwerk in Rönnskar gebracht. Äußerst beeindruckend war die volumengrößte Mühle der Welt, ausgeführt als primäre Autogenmühle. Nach dem Anlagenrundgang erfolgte die Reise zu unserer nördlichsten Station, Kiruna. Am Abschlussabend von Kari, dem Herzstück dieser Exkursion, ließen wir es uns noch einmal richtig gut gehen und speisten sehr gut in einem britischen Pub.
Die letzte Besichtigung unserer Exkursion war wahrscheinlich die Beeindruckendste. Den gesamten Dienstag verbrachten wir auf dem bemerkenswerten Gelände der LKAB. Nach drei aufschlussreichen Vorträgen fuhren wir 1400 Meter unter die Erdoberfläche zur derzeitigen Abbausohle. Bei einigen Zwischenstopps während des langen, an einen Wendelscheider erinnernden Weges brachte uns der Leiter der Forschungsabteilung Bergabu der LKAB, auch ein Leobener Rohstoffingenieur, unter anderem neueste Methoden zur Verfolgung des ausgebrochenen Gutes bei der angewandten kammerartigen Abbaumethode näher.Besonders eindrucksvoll war das mannlose Fördersystem bestehend aus Fahrzeugen, die in den Grubenbauten unterwegs sind und via Fernsteuerung von der Zentrale aus bedient werden.
Nachdem in 1400 Meter Tiefe in der Kantine mittaggegessen wurde, stand die Aufbereitungsanlage am Programm. Die Zerkleinerungs- und Sortieranlagen imponierten vor allem durch ihre - für einen Österreicher - kaum vorstellbaren Größe. Die Besichtigung der Pelletieranlage war für die meisten Exkursionsteilnehmer ein Novum. Äußerst eindrucksvoll war insbesondere die Tatsache, während der gesamten Führung durch Grube und Aufbereitungsanlage nur ein paar wenigen Personen begegnet zu sein. Diese Erkenntnis führte uns vor Augen, wie digitalisiert Bergbau- und Aufbereitungs-tätigkeiten betrieben werden können. Am Nachmittag war es dann soweit und auch der Besuch in Kiruna nahm ein Ende. Es folgte eine vier-stündige Autofahrt nach Luleå, wo wir in der Skybar unseres tollen Hotels die letzten Tage Revue passieren ließen.
Die Rückreise nach Wien am Mittwoch gestaltete sich problemlos und so kam es, dass alle Teilnehmer der Aufbereitungstechnischen Exkursion 2018 wohlbesonnen in der Heimat ankamen, wo ein verdientes, langes Wochenende auf alle Studenten wartete.
Eine buchstäblich fantastische Exkursion, in der wir die beeindruckendsten und größten Aufbereitungsanlagen Europas zu Gesicht bekamen, in der theoretisches und praktisches Wissen zur Diskussion gestellt wurde, in der neue Freundschaften geschlossen und alte verstärkt wurden und in der die wahrhaftig existierende Aufbereiterfamilie noch enger zusammengeschweißt wurde, fand somit ein gutes Ende.
Glück Auf
Philipp Habjanic und Dominic Prem
















