Österreich 2021

Die Hauptexkursion des Lehrstuhles für Aufbereitung und Veredlung im November 2021 führte unsere Gruppe von 17 Personen im Rahmen einer Busreise in sechs Exkursionstagen durch Österreich. Unter den Teilnehmern waren 14 Studenten der Studienrichtungen Rohstoffingenieurswesen und Recyclingtechnik unter der Leitung von Dr. Andreas Böhm, Dipl.-Ing. Gerald Hartig und Dipl.-Ing Benjamin Zeismann.

Da der Lehrstuhl sehr bestrebt war, die Hauptexkursion trotz der schwierigen Lage aufgrund der vorherrschenden Pandemie zu ermöglichen, galt es im Vorfeld der Exkursion alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, um eine Infektion mit dem Covid-19 Virus zu verhindern. Zu diesem Zwecke waren einerseits alle Anforderungen der Betriebe im Vorfeld zu ermitteln, andererseits hatten alle Teilnehmer den 2G(+)-Status nachweislich zu erfüllen.

Am Sonntagmittag dem 14.11.2021 traten wir unsere Reise von Leoben aus nach Brixlegg in Tirol an. Dort angekommen, erhielten wir ein kurzes Briefing über den weiteren Ablauf der nächsten Tage während eines gemütlichen Abendessens. Anschließend wurden Teams für die Berichte zu den einzelnen Betrieben gebildet und der Abend fand im Hotelrestaurant einen angenehmen Ausklang.

Montagmorgen durften wir die Montanwerke Brixlegg AG besuchen, bei denen wir unter Leitung von Dr. Josef Pesl und Dr. Lorenz Canaval in Kleingruppen, Führungen durch Österreichs einzige Kupferhütte erhielten.  Diese ist ein 100 %-iger Recyclingbetrieb mit über 300 Mitarbeitern am Standort in Brixlegg. In der Hütte durften wir als Aggregate sowohl die pyrometallurgischen Raffinationsschritte wie Schachtofen, Konverter und Anodenofen als auch die hydrometallurgische Elektrolyse sowie die abschließende Gießerei besichtigen. Im Rahmen der etwa dreistündigen Führung bekamen wir Einblicke in die Aufbereitung der Rohstoffe und der damit verbundenen Auswirkungen auf die nachfolgenden metallurgischen Prozessschritte.

 Nach einer Mittagsjause in unserem komfortablen Reisebus, kamen wir schließlich am frühen Nachmittag am Standort Mittersill der Wolfram Bergbau und Hütten AG an. Dort besichtigten wir nach einer ausführlichen Beschreibung des Unternehmens durch Dipl.-Ing. Alexander Mosser und in Begleitung von Dipl.-Ing. David Comtesse zuerst die Schlammteiche der Aufbereitungsberge in unmittelbarer Nähe der Felbertauernstraße. Im Anschluss daran durften wir die Aufbereitungsanlage für Scheelit am Standort besuchen, welche Zerkleinerung, Klassierung und anschließende Flotation im Gegenstromkaskadenprinzip umfasst. Die nebenstehende Abbildung zeigt die Flotationsanlage wie auch unsere vorbildliche Schutzausrüstung für den Zeitraum der Führungen.

Dienstagmorgen, im Anschluss an einen ausgiebigen Kartenspielabend in der urigen Gaststube sowie kurz darauffolgendem Frühstück, ging unsere Reise von der Unterkunft in St. Johann im Pongau nach Golling an der Salzach. Dieser Tag sollte ganz im Zeichen des Kalksteins und der Zementherstellung stehen. So war das Erste Ziel die Firma OMYA AG am Standort Golling, bei der wir im PCC (Precipitated Calcium Carbonate) - Werk von Prozessingenieur Dipl.-Ing. Martin Auer, sowie Betriebsleiter Dipl.-Ing. Michael Steinwender nach einer kurzen Prozesseinführung eine Werksführung erhielten.

Dabei bekamen wir einen Einblick in die Prozessstufen vom Löschen des Rohmaterials, gebranntem Kalkstein geliefert von der Firma Leube GmbH am selben Standort, über Kristallisatoren, Fliehkraftentwässerung, neueste Filtrationstechnik bis hin zum finalen gefällten Kalziumkarbonat.

Nach einer etwa zweistündigen Führung übernahm uns Michael Langegger der Nachbarfirma Leube GmbH und führte uns nach kurzer geschichtlicher Einleitung durch die Aufbereitungsanlage des Kalkwerkes in Golling. Wir begaben uns vorbei an Sturzschacht und Schrägförderband in den Walpurga Stollen, über welchen seit 1984 vom Ofenauerberg Kalkstein in die Aufbereitungsanlage geliefert wird. Angekommen in der Aufbereitungsanlage konnten wir Klassier- und Sortiermaschinen besichtigen - danach ging es über die Schachtöfen wieder hinunter zum Werk. Abschließend wurden wir zur Stärkung auf Speiß und Trank im betriebsinternen Gasthof eingeladen.

Weiter ging es mit dem Bus zum Zementwerk der Leube GmbH am Standort St. Leonhard. Dort angekommen, wurden wir von Dr. Günter Waldl herzlich willkommen geheißen, welcher uns auch gleich das Unternehmen vorstellte. Im Zuge der anschließenden Führung ermöglichte uns ein ungeplanter Stillstand in der Aufbereitungsanlage Zugang in einen Bereich, der im laufenden Betrieb nicht möglich gewesen wäre. So entstand unser gemeinsames Gruppenfoto vor dem Drehrohrofen. Nach diesem intensiven Tag blieb uns noch die Weiterreise nach Ennsdorf und eine Nachbesprechung beim gemeinsamen Abendessen mit kühlen Getränken.

Den dritten Exkursionstag begannen wir mit einem Besuch beim Anlagenbauer CEMTEC - Cement and Mining Technology GmbH am Standort in Enns, wo unter anderem die Stahlmäntel für alle Arten von großen Mühlen von CEMTEC hergestellt werden. Vom Geschäftsführer Dipl.-Ing. Thomas Plochberger und dem Leiter des Technikums Jürgen Gleissenberg bekamen wir nach einer ausführlichen Beschreibung der Firmentätigkeiten Einsicht sowohl in die Produktion der Mühlenmäntel und Pelletierteller als auch in das Technikum vor Ort.

Das Technikum stellt mit den vielen verschiedenen Aggregaten und dem damit einhergehenden großen Erfahrungsschatz der Mitarbeiter, einen wichtigen Erfolgsfaktor der Firma dar, denn die gesamte Anlagenauslegung der Fa. CEMTEC basiert auf den Eingangsdaten aus den Versuchen in eben diesem Technikum. Zusätzlich erhielten wir ausführliche Beschreibungen der drei hauseigenen digitalen Prozessüberwachungssystemen. Im Rahmen des anschließenden Mittagessens wurden alle noch offenen Fragen unsererseits in einer familiären Atmosphäre beantwortet.

In unmittelbarer Nachbarschaft besuchten wir im Anschluss die Firma TBS GmbH an ihrem Standort in Enns an der Donau, welche Aufbereitungsabgänge österreichischer Schredderbetriebe übernimmt und zu diversen Metall- und Kunststoffkonzentraten in verschiedensten Korngrößenbereichen verarbeitet. Am Standort führten uns Betriebsleiter Dipl.-Ing. Emanuel Dietrichsteiner und Produktionsleiter Manuel Hackl durch die vielseitigen Aufbereitungsanlagen. Agglomerationstechnik für Flusen, aber auch komplexe Verschaltungen von trocken arbeitenden Aufbereitungsaggregaten wie Luftherden kombiniert mit Zick-Zack-Sichtern, Magnetscheidern, sensorgestützten Sortierern über Schneidmühlen, welche die Kunststofftrennung in Schwereflüssigkeit vorbereiteten, waren zu entdecken. Abschließend versuchten wir bei einem gemeinsamen Abendessen am Firmengelände die letzten Geheimnisse des Betriebes zu ergründen.

Donnerstags, nach einer früh morgentlichen Anreise zur Schaufler GmbH am Standort Ybbs an der Donau wurden wir, auch an diesem aus einem Schrottplatz entstandenen hochmodernen Metallrecyclingbetrieb von Absolventen der Montanuniversität empfangen: Von den Firmeninhaber:innen bis zum Forschungsleiter. Nach einem kurzen Überblick über die Tätigkeiten der Firma gab es einen Rundgang durch die Anlage. Geschäftsführer Dipl.-Ing. Paul Loisbichler, Betriebsleiter Ing. Markus Krempl und Dr. Hubert Schwarz gaben uns Einblicke in die wirtschaftlichen und technischen Thematiken des Firmengeschehens und beantworteten uns auf dem Weg durch die beiden Anlagen zur Kabelschrott- und Verbundstoffaufbereitung der Firma alle erdenklichen Fragen. Anschließend durften wir uns im Rahmen einer Einladung des Unternehmens über ein fantastisches Mittagessen freuen.

Nachmittags brachte uns unser Busfahrer über schmale Mostviertler Straßen wohlbehalten nach Melk zum Standort der Quarzwerke Österreich GmbH, an dem wir nach einer kurzen Firmenpräsentation durch den Geschäftsführer Dipl. Bw. SMP Ing. Thomas Heidenreich von Alexander Pfeifer und Lukas Eder durch die Anlage geführt wurden. Die Aufbereitung am Standort zielt auf die Herstellung von Quarzsanden in unterschiedlichen Körnungen ab und verfügt über Aufstromklassierer als zentrale Aggregate. Nach einer gemeinsamen Jause am Firmengelände drängte uns die jahreszeitbedingte Kälte zur Rückreise in die Unterkunft nach Ennsdorf.

Eine kurzfristige Absage durch einen Firmenpartner am Donnerstagabend stellte das Improvisationsvermögen der Exkursionsleitung auf die Probe. Da die Netzwerke unter Montanisten sehr tragfähig sind, konnte kurzfristig für Freitagvormittag eine Besichtigung des Steirischen Erzberges dank der engen Verbundenheit der VAErzberg GmbH mit unserem Lehrstuhl organisiert werden. Die verspätete Abreise nach einer ausgiebigen Abschiedsfeier, machte unser Busfahrer trotz enger Kurven auf der Fahrt von Enns nach Eisenerz wett, was einige tapfere Exkursionsteilnehmer an die Grenzen ihrer Belastbarkeit führte.

Am Erzberg in Eisenerz, dem größten Festgesteinstagebau Mitteleuropas wurden wir von Dr. Alfred Stadtschnitzer herzlich empfangen.  Zahlreiche, in den Vorlesungen theoretisch behandelte Aggregate waren aus nächster Nähe im Einsatz zu beobachten. Links noch ein Blick in den Steilkegelbrecher, der vor unseren Augen in etwa 3 Minuten eine gesamte S-LKW Ladung zerkleinerte.

Der letzte Stopp unserer aufbereitungstechnischen Reise führte uns zur Paltentaler Splitt- & Marmorwerke GmbH in Mautern. Hier wurde uns von Dipl.-Ing. Georg Glatz die Aufbereitung vor Ort erklärt und anhand einer Werksführung nähergebracht. An diesem Standort ist neben der für solche Anlagen üblichen Zerkleinerung und Klassierung ebenfalls eine sensorgestützte Sortierung aktiv, welche dabei hilft, eine möglichst einheitlich weiße Farbe der Produktkörnung zu gewährleisten. Nachfolgend wurden unsere Fragen während einer kurzen Stärkung am Werksgelände beantwortet und wir traten schlussendlich unsere Heimreise nach Leoben an.

Glück Auf

Philip Krukenfellner